Wrocław – miasto spotkań. Stadt der Begegnung
Wart Ihr schon mal in Wrocław? Die Stadt wird als „Stadt der Begegnung“ (miasto spotkań) bezeichnet und irgendwie scheint das auch wunderbar zu funktionieren. Unheimlich viele Menschen treffen aufeinander und tauschen sich aus. Von den Städten, die ich bisher besucht habe, ist sie mir die liebste. Ich kann gar nicht sagen, woran es liegt. Mehr als die Schönheit der Stadt ist es eine Art von Lebensgefühl, die sich gar nicht genau fassen lässt.
Das erste Mal war ich vor drei Jahren in Wrocław. Die Stadt an der Oder, die aus zahlreichen Halbinseln besteht, hat eine lange und wechselvolle Geschichte und sehr freundliche Menschen. Das alles macht sie aus. Auf den zahlreichen Rundgänge durch die Stadt sieht man alte Gebäude, moderne, auffällige und ganz unscheinbare. Es gibt ganz unterschiedliche Viertel, die alle ihre ganz eigenen sehenswerten Besonderheiten haben.
Im Jahr 2016 war sie außerdem gemeinsam mit dem spanischen San Sebastian Kulturhauptstadt Europas und das machte alles noch einmal lebendiger. Zu dem sowieso ständig vorhandenen Trouble gesellten sich unzählige Veranstaltungen in der Innenstadt. Konzerte, zu deren Publikum man sich einfach auf den Boden dazu setzen konnte, kostenloser Eintritt in Museen und eine noch einmal extra herausgeputzte Stadt.
Jedes Jahr im Sommer findet zudem noch ein Open Air-Kino (Nowe Horyzonty) auf dem Rynek statt, hier werden ganz unterschiedliche Filme in Originalsprache gezeigt. Mitten auf dem Platz werden (in einem abgetrennten Bereich) Stühle und eine große Leinwand aufgestellt, sobald es dunkel ist, startet der Film.
Aber auch abgesehen davon ist immer etwas los auf dem zentralen Platz um das alte Rathaus. Für Kinder werden riesige Seifenblasen dargeboten, verschiedene Straßenkünstler zeigen ihr Können und es gibt Musik. Die Menschen gehen gemütlich spazieren, sitzen in einer der zahlreichen Bars oder Restaurants. Oder man setzt sich auf die öffentlichen Bänke und schaut dem Treiben einfach zu.
Dass auf dem Platz keine Autos fahren dürfen, macht sicher auch einiges aus, im Stadtkern können sich Fahrzeuge nur sehr eingeschränkt bewegen, was es für Fußgänger dafür umso attraktiver macht.
Achja, natürlich sollte ich die Zwerge nicht vergessen, die überall in der Stadt zu finden sind. Sie erinnern an die „Orange Alternative“, die während der Zeit des Kriegsrechts (und danach) in Polen (Anfang der 1980er Jahre) durch Überspitzung bis hin zum Lächerlichen protesierte. Kleine Zwerge aus Bronze zeigen heute an vielen Orten und Gebäuden deren heutige oder frühere Nutzung. Eine Bar in einem Innenhof war beispielsweise einmal ein Gefängnis und der Zwerg gibt hierzu einen Hinweis. Sie weisen aber auch auf eine Eisdiele hin oder in Form eines Orchesters auf das Konzerthaus.
Die Faszination lässt sich also nicht unbedingt am Stadtbild festmachen, es ist tatsächlich eine Mischung aus mehreren Komponenten, die die Stadt für mich so einzigartig machen. Die Menschen dort habe ich als sehr freundlich in Erinnerung. Ich mag es, dass so viel los ist auf dem Platz und finde es schön, dass man sich dort so unbeschwert bewegen kann. Aber auch die vielen kleinen Details, die Gebäude und Zwerge ausmachen, sind ein Teil davon. Also, ich kann den Besuch unbedingt empfehlen!