Altes Gebäude mit neuer Ausstellung – Stadtpalais Stuttgart
Vor einigen Jahren wohnte ich eine zeitlang in Stuttgart. Nachdem dieses Jahr im Stadtpalais ein neues Museum für Stadtgeschichte eröffnete, stand ein Besuch an. Mir gefiel nicht nur die Dauerausstellung, sondern auch die Wechselausstellung „Sound of Stuttgart“ sehr gut. Leider ist das Fotografieren aber dort nicht erlaubt, so dass es leider keine visuellen Eindrücke gibt.
Bei meiner Ankunft stellte ich zunächst erfreut fest, dass der Eintritt in die Dauerausstellung kostenlos ist. Vor dem Eingangsbereich sind einige Objekte an einer Art langer Tafel aufgestellt, sie zeigen in einem kurzen Überblick, was Stuttgart auszumachen scheint. Dazu gehörte eine Stofftasche mit einem Zitat des Schriftstellers Joachim Ringelnatz oder ein Bahnhofsschild mit der Aufschrift „Degerloch Stuttgart“, das unter anderem die Frage aufwerfen sollte, ob Degerloch zu Stuttgart gehört.
Das Stadtmodell als zentrales Objekt der Ausstellung
Zentrales Objekt und Anziehungspunkt in der Dauerausstellung ist vor allem das Stadtmodell. Es zeigt alle Stadtteile sowie Erhebungen. Dadurch wird der Talkessel auch optisch sichtbar. Es ist mehrere Quadratmeter groß, so dass man alles (auch den Innenstadtbereich) auch von außen noch gut sehen kann. Aber gleichzeitig lassen sich noch einzelne Häuser ausmachen. Mit mehreren Beamern werden auf das Modell mehrere Informationen projeziert. Dazu gehört die Verkehrsentwicklung im Laufe eines Tages, die optische Hervorhebung einzelner Stadtteile sowie die Windverhältnisse. Hier habe ich mich eine ganze Weile aufgehalten, weil es mich sehr fasziniert hat.
Zentrale Ereignisse Stuttgarter Stadtgeschichte
Außenherum sind, verteilt auf die linke und rechte Raumseite, mehrere Säulen, die einzelne Aspekte aufgreifen, die für die Geschichte Stuttgarts seit Ende des 18. Jahrhundert wichtig sind. Dazu gehören die Wilhelma, die Prozesse in Stuttgart-Stammheim und Demonstrationen gegen Stuttgart 21. Es gibt persönliche Geschichten, die das jeweilige Thema unterstreichen. Schön für Besucherinnen und Besucher ist, dass es viele Möglichkeiten gibt, aktiv zu werden. Schubladen oder Klappen, die man öffnen kann, um weitere Informationen zu bekommen. Auffallend ist, dass hier eine thematische und keine chronologische Herangehensweise gewählt wurde.
In daran angrenzenden Räumen wird ein Überblick über den jeweiligen Zeitabschnitt geboten. Anhand einzelner Objekte wird die Geschichte erklärt. Auch hier wird das Konzept Stuttgarter Persönlichkeiten aufgegriffen, deren Geschichte gesondert dargestellt wird. Auch hier lassen sich Klappen und Schubladen öffnen, z.B. mit Landkarten, die das Schloss im 19. Jahrhundert zeigen.
Im hinteren Bereich sind zudem jeweils auf beiden Seiten interaktive Stationen, die mit „Geist“ und „Gestalt“ betitelt sind. Dabei handelt es sich um recht abstrakte 3D-Modelle, die auf einen Medientisch gestellt werden können. Dort erhalten Besucherinnen und Besucher Informationen über z.B. Gebäude, die als typisch für das Stuttgarter Stadtbild gelten. Fotos und Texte machten aus dem abstrakten Objekt ein fassbares, das Teil von Stuttgart ist.
Zugang über den Mediaguide
Für die Ausstellung gibt es auch einen Mediaguide mit mehreren Möglichkeiten, einen Rundgang zu gestalten. Einzelne Stuttgarter zeigen anhand von ihnen ausgewählten Objekten „ihr“ Stuttgart. Eine spannende Herangehensweise mit kleinen Videos, in denen der jeweilige Guide ein bisschen was erzählt. Man kann auch anhand von Objektnummern mehr über das eine oder andere Exponat erfahren. Allerdings scheint hier noch einiges nicht zu passen, denn die an manchen Objekten vorhandenen Nummern ließen sich im Mediaguide nicht finden. Schön war aber, dass auch hier an Kinder gedacht wurde. So ist zudem ein extra Rundweg für Kinder. Sie können an bestimmten Stellen eine Art Sticker sammeln.
Insgesamt gefielen mir Herangehensweise und Umsetzung der neuen Dauerausstellung. Immer wieder wurde vor allem die Frage aufgeworfen, was macht Stuttgart aus, was gehört dazu? Was macht Stuttgart zu Stuttgart.
Besuch in der Wechselausstellung
Nun noch ein paar kurze Worte zur Wechselausstellung „Sound of Stuttgart„. An mehreren Stationen können Besucherinnen und Besucher verschiedene Dinge rund um das Thema hören ausprobieren. So konnte man seinen eigenen „Sound“ aus einem Angebot von (ich bin nicht mehr sicher) etwa 15-20 Tönen zusammenstellen. Durch lauter und leiser stellen der einzelnen Töne (wie U-Bahn, Wasser, Verkehr o.ä.) konnte man so „sein“ individuelles Stuttgart zusammenstellen. Man konnte an einer Station einen Tatort-Ausschnitt mit unterschiedlichen Musikversionen unterlegen, wodurch die gleiche Szene völlig anders wirkte. Auch konnten eigene Sounds erstellt werden. Schade war, dass man zumindest nicht sichtbar, die persönlichen Sounds „behalten“, also vielleicht sich zusenden, konnte. Mich hat die Ausstellung aber sehr begeistert, da sie einen anderen Sinn angesprochen hat und durch viel ausprobieren und hören interessantes Wissen vermittelte.