Programmieren oder skripten? Anfangen mit Python
„Programmieren für Historiker*innen“ – über das Angebot stolperte ich während ich überlegte, was ich mir auf dem 52. Deutschen Historikertag in Münster anschauen wollte. Ungefähr in der 10. Klasse hatte ich mich selbst einmal mit HTML auseinandergesetzt, da Freunde von mir eine Website gebaut hatten und mich einluden, mich zu beteiligen. Also schaute ich mir die vorhandenen Seiten an und suchte raus, welcher Befehl was bedeutete. Es machte mir Spaß zu sehen, wie aus einzelnen Zeichenfolgen eine Seite entstand, die sich (mehr oder weniger) individuell gestalten ließ.
Nach der Schule hatte ich mich aber kaum noch damit auseinandergesetzt. Warum also nun nicht versuchen, Python kennenzulernen? (Nicht zuletzt, um auf dem Blog einige Anpassungen vorzunehmen?)
Der Workshop war gut organisiert und es war eine Menge Stoff für vier Stunden, aber es wurde alles in Ruhe erklärt, individuelle Hilfestellungen gegeben. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde beschrieben die Referenten Martin Dröge und Ramon Voges das Vorgehen und die Ziele des Workshops. Sie wollten Hemmschwellen abbauen, neugierig machen – und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei unterstützen, eigene Skripte zu schreiben. Es war stets klar, dass jeder einzelne nach der Veranstaltung sich selbst damit auseinandersetzen muss, um wirklich intensiv einzusteigen. Ich denke auch, dass die selbstgesteckten Ziele erreicht wurden, zumindest meine Hemmschwelle, die durch „Programmieren“ entstand, wurde abgebaut.
Witzigerweise war eine der ersten Anmerkungen, dass es sich bei Python entgegen der Ankündigung nicht um eine Programmier- sondern eher eine Skriptsprache handelt. Soweit so gut. Die Referenten wählten Python (der Name geht übrigens wohl auf Monty Python zurück, da es weit verbreitet, relativ leicht zu lernen und Open Source sei. Klingt überzeugend.
Dann ging es los – in unterschiedlichen Umgebungen sollten wir als Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen, wie man mit Python arbeiten kann und welche (in vier Stunden vermittelbaren) Möglichkeiten es gibt. Nach einigen Befehlen in der Kommandozeile, wechselten wir in die Distribution Anaconda (auch wenn der Name es vermuten lässt, es hat wirklich nichts mit der Schlange zu tun), die neben dem Kommandozeileninterpreter iPython auch Jupyter Notebooks (eine Frontend-Anwendung) bereitstellt.
Mit dem obligatorischen „Hallo Welt“ und einigen Rechenaufgaben waren eine Reihe neuer Begrifflichkeiten dran, die es galt, sich einzuprägen. Wir lernten Strings (Zeichenketten) kennen, wie eben „Hallo Welt“. Die Verbindung mit einem anderen String, also das Bilden einer neuen Menge, wird als Konkatenation bezeichnet. Daneben lernten wir Variablen, Listen und Dictionaries kennen.
Nach einer kurzen Pause ging es nun ans erste Skript, dadurch, dass wir alle immer aktiv selbst mitarbeiten konnten, prägte es sich besser ein. Hilfreich war natürlich auch die (falls nötig) Fehlersuche. Es blieb hängen, worauf man beim nächsten Mal achten sollte. Das empfand ich als gute Herangehensweise.
Auch ein ganz praktisches Beispiel für Historiker stand auf dem Plan, ein Skript, das öffentlich zugängliche Rezensionen durchsucht und die gewünschte als lokale Datei ablegt, so dass man die für ein bestimmtes Thema relevanten Rezensionen gefiltert und sortiert vorliegen hat. Daran zeigte sich auch direkt ganz praktisch, wofür sich die Skriptsprache nutzen lässt, um den Alltag ein wenig zu strukturieren. Das machte natürlich noch einmal zusätzlich neugierig und förderte die Motivation, sich weiter damit auseinanderzusetzen. (Wobei dieses Vorhaben sich zunächst hinten anstellen muss, davor müssen noch einige andere Dinge abgearbeitet werden.)
Insgesamt war es zwischendurch (für mich) ein wenig mathematisch, aber doch zumindest die Grundlagen verständlich, vielleicht weil es eben auch eine Sprache ist – eine mit strengen Regeln, an die man logisch herangehen kann. Die beiden Referenten waren unheimlich engagiert, halfen bei Fragen aus und erklärten alles verständlich. Auch die Teilnehmenden untereinander halfen sich bei Problemen, was ebenfalls zu einem angenehmen Klima beitrug. Für mich hat sich der Besuch gelohnt.