Quer durch die Regionen im Freilichtmuseum Kommern
Freilichtmuseen sind für mich gerade ein guter Kompromiss für einen Museumsbesuch, da man sich meist draußen aufhält. Also haben wir nach einer Weile dem LVR Freilichtmuseum Kommern einen Besuch abgestattet. Tatsächlich war es mein erster Museumsbesuch seit Beginn der Corona-Pandemie. Dort gab es auch für das Außengelände ein Hygienekonzept, was ich sehr angenehm fand.
Das Ticket ließ sich im Vorfeld online kaufen (ein Hinweis, dass man es ausdrucken soll, wäre vielleicht an dieser Stelle nützlich, da ich es erst unterwegs gekauft hatte und daher mein Handy vorzeigen musste. Das hat aber auch problem- und kontaktlos geklappt). Im Außengelände ist genügend Platz – Ende September waren nachmittags auch nicht mehr ganz so viele Besucher*innen anwesend. Orientierung auf dem Gelände bot ein Plan, anhand dessen man die unterschiedlichen „Regionen“ besuchen konnte.
Aufgeteilt in unterschiedliche Regionen wurden Gebäude aus verschiedenen Zeiten wieder aufgebaut, um einen Eindruck des Lebens in der jeweiligen Region zu vermitteln. Es gibt Fachwerkhäuser aus der Eifel, die wieder aufgebaut wurden. Die Region war durch schwierig zu bewirtschaftende Böden gekennzeichnet und daher waren die Menschen vielfach arm. Im Bereich „Westerwald“, stehen ähnlich aussehende Gebäude. Der Westerwald ist im 18. Jahrhundert recht wohlhabend, erst mit dem 19. Jahrhundert macht sich auch hier Armut breit. In der Region „Niederrhein“ steht das älteste Gebäude des Freilichtmuseums, ein Bauernhaus aus dem 15. Jahrhundert. Aber auch sonst sieht man hier vermehrt größere Bauernhäuser. Im Bergischen Land soll verdeutlicht werden, dass hier oft Einzelhöfe oder so genannte Weiler standen. Weiler zeichnen sich durch lose zusammengefasste Häuser aus, der Ort hat keine Kirche und gilt daher nicht als Dorf. Dabei wurde neben Informationstafeln (in mehreren Sprachen!) zeitweise auch auf QR-Codes mit hinterlegter Website gesetzt. An bestimmten Stellen wurden zudem Einblicke in die Arbeitsprozesse der Zeit geboten. Diese konnte man auch anschauen, ohne die Gebäude zu betreten.
Denn einige der Häuser wurden zudem zugänglich gemacht, um auch einen Eindruck von der Inneneinrichtung zu vermitteln. Auf die Besuche der Innenräume verzichteten wir dieses Mal aber, denn auch so gab es genügend zu sehen und es war kaum alles rechtzeitig zu schaffen.
Ein wenig aus der Reihe tanzt der Marktplatz Rheinland. Denn statt mit der Zeit bis ins 19. Jahrhundert, beschäftigt er sich mit der Zeit ab 1945 bis in die 1990er Jahre. Dort steht eine Gaststätte, das Quelle-Fertighaus aber auch Unterbringungen für Geflüchtete sind zu sehen. Es stand in den 1990er Jahren in Titz und diente vor allem Flüchtenden vor dem Balkankrieg als Unterbringung. Es werden immer wieder neue Gebäude ergänzt. Ganz neu, als wir vor Ort waren, war die legendäre Wurstbude aus den Kölner Tatorten.
Schade war allerdings, dass die Angebote wie Brot backen oder auch der Verkauf von Speisen neben der Wurstbude aus den Kölner Tatorten bereits vor Schließung beendet wurden. Trotzdem ist es ein sehenswertes Freilichtmuseum, das viel Platz bietet und die Gebäude liebevoll wieder aufgebaut und durchdacht angeordnet hat.
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Anmerkung: Seit Mai 2022 bin ich als Museumsguide im LVR-Freilichtmuseum Kommern tätig.