„Hände weg vom Ruhrgebiet“ – Ausstellung im Ruhrmuseum
Das Jahr 1923 ist nun also 100 Jahre her – es gibt eine Menge Literatur, Projekte (ja, ich versuche mich auch gerade nebenbei an einem) und eben Ausstellungen. Vor einiger Zeit war ich also im Ruhrmuseum in Essen und habe mir die Wechselaussstellung „Hände weg vom Ruhrgebiet. Die Ruhrbesetzung 1923-1925“ angesehen.
Ein schneller Rundgang
Die Ausstellung arbeitet viel mit Bildmaterial, auch Videos sind immer wieder zu sehen, das erlaubt eine emotionalere Herangehensweise als nüchterne Textdokumente, die erst durch ihren Kontext emotional werden können. Insgesamt sind es etwa 200 Exponate, anhand derer die Geschichte der Ruhrbesetzung zwischen 1923 und 1925 dargestellt wird. Nach einer kurzen Chronologie sieht man direkt einige der größten Objekte der Ausstellung, neben einem Maschinengewehr sind das je eine französische und eine belgische Uniform. Denn am 11. Januar 1923 sind es französische und belgische Soldaten, die ins Ruhrgebiet einmarschieren. Der militärische Aspekt wird aber sehr kurz gehalten, vielfach geht es um die Auswirkungen, um den Alltag der Menschen im Ruhrgebiet. Da spielen Verhaftungen wichtiger Persönlichkeiten aus den Familien Krupp und Thyssen eine Rolle, es werden Brettspiele gezeigt, die wohl in der Zeit entstehen und damit verdeutlichen, wie präsent das Thema im Alltag ist. Dazu, wie erwähnt, eine Menge Fotografien, die immer wieder aufgehangen wurden oder Hinweisschilder mit Bekanntmachungen. Auf diesem Wege wird z. B. über die Besetzung informiert.
Die Darstellung von Propaganda…
Einen größeren Bereich nimmt auch das Thema Propaganda ein. Hier wurden Plakate aus der Besatzungszeit reproduziert, die einen Einblick in die Stimmung, insbesondere der Deutschen, geben. Ein Großteil ruft zum „passiven Widerstand“ auf, man solle sich den Besatzern nicht beugen, sondern standhaft bleiben, das Ruhrgebiet verteidigen. Es sind auch klar rassistische Motive dabei, sie spielen auf die Besatzungssoldaten aus französischen Kolonien an.
… und was in diesem Zusammenhang besonders auffiel
Spannend fand ich, dass die Bezeichnung als „Ruhrgebiet“ wohl aus ebenjener Zeit stammt, dass man hier erstmals die Region als ein Gebiet verstanden hat. Mir fehlte allerdings hier und da noch eine entsprechende Einordnung der Ereignisse und Objekte in der Ausstellung. Insbesondere, wenn man davon ausgeht, dass es keine allgemein bekannten Ereignisse mehr sind, die da 1923 stattfanden. In welchem Kontext wurden die gezeigten Fotos aufgenommen? Insbesondere die Plakate hätten meiner Ansicht nach eine deutlichere Einordnung gebraucht. Es wird zwar darauf aufmerksam gemacht, dass es sich hier u.a. um eine rassistische Darstellung handelt, aber das zu kurz und knapp, als dass man sich daraus den weiteren Kontext erschließen kann.