St. Georgen – ein mittelalterliches Kloster
Auf Twitter erfuhr ich von der BlogParade #SchlossGenuss des Vereins Schlösser und Gärten in Deutschland und Tanja Praske. Ich musste sofort an das Kloster St. Georgen im schweizerischen Stein am Rhein denken. Es hatte mich bei meinem ersten Besuch unheimlich fasziniert und seitdem auch nicht losgelassen. Aber konnte ich über ein Kloster schreiben, wenn es eigentlich um Schlösser gehen sollte? Es stellte sich schnell heraus, dass es kein Problem zu sein schien. Dann nichts wie los!
Der Komplex gilt als eine der am besten erhaltenen Klostergebäude der Schweiz. Und tatsächlich sind hier der Kreuzgang, das Dormitorium (Schlafbereich), das Refektorium (Speisesaal) und auch der Wohnbereich der Äbte gut erhalten und erlauben damit, es sich leichter vorzustellen, wie das Kloster während des Mittelalters aussah. Das Kloster wurde Anfang des 16. Jahrhunderts aufgeben. Im Anschluss fanden nur wenige bauliche Veränderungen statt, sie dienten wohl vor allem repräsentativen Zwecken für Empfänge oder Ähnliches.
Mein Besuch im Kloster
Während meines Studiums legte ich den Fokus auf das Mittelalter, da es ein besonderes Interesse hervorrief. In diesem Zusammenhang tat sich die Möglichkeit auf, in die Schweiz zu reisen und einige mittelalterliche Klöster und Kirchen sowie kleine Orte zu besichtigen. Dabei begeisterte mich insbesondere das ehemalige Kloster St. Georgen in Stein am Rhein.
Für mich hatte tatsächlich schon der Eingang zum ehemaligen Benediktinerkloster etwas Besonderes. Direkt am Rhein gelegen, zwischen Bäumen, die sich Richtung Wasser neigen, lag ein Durchgang. So gelangte man in einen kleinen Innenhof, von dort aus begann der Rundgang.
Besonders sehenswert ist der Festsaal
Berühmt sind vor allem die Wandmalereien im Festsaal. Sie entstehen Anfang des 15. Jahrhunderts und sind bis heute gut erhalten. Die Bilder stammen wohl von Thomas Schmid, Hans Holbein dem Jüngeren und einem dritten unbekannten Künstler, die den Raum mit zahlreichen unterschiedlichen Szenen, u. a. wohl der Zerstörung Karthagos, gestalteten. Dort konnte ich mich sehr lange aufhalten und die Darstellungen betrachten. Sie sind heute überwiegend schwarz-weiß und gleichzeitig unglaublich detailreich. Daher ließen sich bei einem erneuten Besuch sicherlich wieder zahlreiche weitere Einzelheiten ausmachen. Da das Kloster Anfang des 16. Jahrhunderts bereits aufgegeben wurde, sind die Wandmalereien noch gut sichtbar. Lediglich eine Seidenfabrik soll zwischendurch einmal in dem Raum gewesen sein, wenn ich mich richtig erinnere. Dies hat zwar Auswirkungen auf die Bemalung gehabt, jedoch konnte sie restauriert werden.
Andere Räume wie das Refektorium oder das Dormitorium wirken zwar zunächst eher unscheinbar, aber ich weiß noch sehr genau, dass der Komplex als Ganzes einen unheimlich großen Eindruck auf mich gemacht hat und ich das Kloster als wirklich sehenswert in Erinnerung habe.
Besucherinnen und Besucher können sich ein Kloster also ansehen, das bis heute weitgehend im mittelalterlichen Zustand ist. Das ist leider recht selten, da viele Anlagen in den späteren Jahrhunderten erweitert und dem entsprechenden Zeitgeist angepasst wurden. Das ist für mich als Mediävistin oft schade, denn insbesondere die (bunten) Malereien verschwinden oft. Somit war der Besuch ein wahrhafter Genuss und ich würde einen Besuch jederzeit weiterempfehlen.
Liebe Lisa,
vielen herzlichen Dank für deinen #SchlossGenuss, der 24. – worüber ich mich als Mediävistin absolut freue. Ich habe zwar kaum noch mit meinem alten Forschungsthema zu tun, trotzdem hüpft mein Herz, wenn ich dazu etwas lese. Lässt sich nicht so einfach abstreifen, muss es auch nicht. Das zeigt die Blogparade und dein Beitrag. Da werde ich mal hinfahren, du hast mich neugierig gemacht.
Sonniges Wochenende!
Tanja von KULTUR – MUSEUM – TALK
Liebe Tanja,
es freut mich, wenn der Beitrag neugierig gemacht hat. Ich habe beruflich auch kaum noch mit der Mediävistik zu tun, aber mein Herz hüpft da auch gerne.
Liebe Grüße,
Lisa