Bestandsaufnahme Gurlitt – ein Einblick
Die Schau „Bestandsaufnahme Gurlitt“ der Bundeskunsthalle und des Kunstmuseums Bern beschäftigt sich mit den im Jahr 2012 bei Cornelius Gurlitt entdeckten über 1.500 Kunstwerken. Die beiden Ausstellungen haben unterschiedliche Schwerpunkte gewählt. In Bern liegt er auf als von den Nationalsozialisten bezeichnete „Entartete Kunst“. In Bonn liegt der Fokus auf den NS-Kunstraub und dessen Folgen. Ich habe mir die Ausstellung in Bonn mit rund 250 Werken angesehen.
Bei den Formulierungen des Beitrags habe ich mich mitunter schwer getan, da es mir hier besonders wichtig schien, die richtigen Worte zu finden.
Doch zunächst hieß es einmal warten. Bereits seit ein paar Wochen war ersichtlich, dass die Schau ein großes Interesse hervorrief, so dass insbesondere am Wochenende mit Wartezeiten zu rechnen war. Dies war insofern ganz gut gelöst, als dass man vor dem Eingang warten musste, bis einige Besucher die Ausstellung wieder verließen. So wurde sichergestellt, dass in den Räumen zwar recht viel los war, aber für alle doch noch die Möglichkeit bestand, sich alles anzuschauen und nicht vor lauter Köpfen keinerlei Bilder oder Informationstexte sehen zu können. Allerdings wäre es hier eine Überlegung gewesen, bestimmte Zeitfenster zu vergeben, zu denen man sich am Eingang einfinden sollte. So hätte man die Wartezeit nicht in einer Schlange sondern an anderer Stelle verbringen können. Gleichzeitig ist es sehr entgegenkommend, die Öffnungszeiten zu verlängern und auch montags die Möglichkeit anzubieten, sich die Ausstellung anzusehen.
Die Ausstellung begann mit dem Fund der Kunstwerke und der enormen medialen Aufmerksamkeit, die sich schnell einstellte. Daran anschließend wurde entlang eines Zeitstrahls, der zum einen die persönliche Entwicklung Hildebrand Gurlitts (der Vater von Cornelius Gurlitt) und zum anderen die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Ereignisse der 1920er bis 1950er Jahre nachzeichnete.
Dazwischen waren ganz unterschiedliche Kunstwerke zu sehen, verbunden mit den Biografien verfolgter Künstler oder Besitzer des einen oder anderen Werks. Enteignung, Diskriminierung und Verhaftung waren in diesen Zusammenhängen zu oft zu lesen.
Gleichzeitig wurde die Provenienz jedes einzelnen Kunstwerks vorgestellt, der Forschungsstand und damit auch die Schwierigkeit der Erforschung früherer und mitunter rechtmäßiger Besitzer. Die Zahl der bisher als NS-Raubkunst identifiziert und an die Nachfahren der ursprünglichen Eigentümer zurückgegebenen Gemälde variiert je nach Quelle zwischen vier und fünf.
Schwierig fand ich zeitweise die Erklärungen, die die Frage nach der Zielgruppe der Ausstellung aufwarf. So scheinen Worte wie Provenienz, Restitution o. ä. nicht unbedingt als allgemeiner Wortschatz gelten zu können oder ob es hier Sinn gemacht hätte, sie entweder zu erläutern oder zu ersetzen.
Am Schluss ging es noch einmal um die Frage der Provenienzforschung im Allgemeinen. Wie kann man dabei vorgehen, was können hilfreiche Details sein? Auf kleinen Informationstafeln und in Literatur zum Thema ließ sich nach Lust und Laune stöbern. Gleichzeitig konnte man an fest installierten PCs die Datenbank der Bundeskunsthalle über die ausgestellten Kunstwerke durchsuchen, ebenso wie die Seite Lost Arts, auf der alle Werke, deren Provenienz ungeklärt ist, aufgelistet sind.
Es ist eine sehr ausführliche Schau mit vielen Kunstwerken und sehr vielen Informationen. Sie behandelt einige Themenkomplexe und gegen Ende waren es fast zu viele Informationen und hier und da auch ein wenig konfus. Trotzdem würde ich sagen, es ist eine sehenswerte Ausstellung, die noch bis 11. März zu sehen ist.